Fehlkäufe.
Gewand-Fehlkäufe sind Niederlagen. Aber eigentlich gar keine so schlimmen. Es gibt nämlich wesentlich teurere. Und wie so oft im Leben, können Sie auch hier etwas lernen.
Foto: andre halim @ unsplash
Wer außer begnadeten Masochistinnen steht schon auf Niederlagen? Und dann noch so auffallend sichtbare wie Gewand-Fehlkäufe? Niemand (das waren zwei rhetorische Fragen).
Trotzdem sind Fehlkäufe nicht das Ende der Welt. Schon gar nicht, wenn es sich lediglich um Kleidungs-Fehlkäufe handelt. Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten das falsche Auto mitgenommen. Das würde ins Geld gehen…
Also machen Sie wieder einmal das Beste draus und lernen Sie aus Ihren Fehlern!
Beginnen Sie mit einer gnadenlosen Analyse: was ist denn jetzt wieder schief gegangen?
eigentlich eh nix: Sie finden das Teil immer noch super, aber Ihre beste Freundin oder Ihr Göttergatte sind gerade dabei, Ihnen die Sache zu vermiesen.
die Länge passt nicht: wichtig wäre jetzt noch zu wissen, ob das Kleidungsstück zu lang oder zu kurz ist (und an welcher Stelle das Problem konkret auftritt).
das Teil ist verschnitten: wann genau sind Sie denn da draufgekommen?
vorm eigenen Spiegel schaut das Stück irgendwie ganz anders - und vor allem wesentlich unvorteilhafter - als im Geschäft aus: nochmals: wann genau sind Sie denn da draufgekommen?
die Farbe passt nicht: passt sie nicht zum Rest Ihrer Garderobe, zu Ihrem Gesicht oder zu dem Teil, zu dem Sie es eigentlich tragen wollten und für das Sie nix Passendes im Kleiderschrank gehabt haben?
das Teil verändert sich beim Waschen: es ist ziemlich wurscht, was sich da konkret verändert. Das ist einfach gar nicht gut…
Und ziehen Sie Ihre Schlüsse draus…
ad “eigentlich eh nix”: Wenn jemand versucht, Ihnen Ihr neues Lieblingsteil zu vermiesen, haben Sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Sie lassen sich darauf ein. Oder eben nicht. Wenn Sie sich darauf einlassen, könnten Sie noch eine:n neutrale:n Dritte:n um eine zusätzliche Bewertung ersuchen. Fragt sich, ob Sie das wirklich weiter bringt (vor allem, falls diese Person sich der falschen Meinung Ihrer Gegenseite anschließt). Mein Tipp: falls Ihre beste Freundin oder Ihr Göttergatte kein richtig überzeugendes Argument anführen: bleiben Sie bei Ihrer Meinung! Sie müssen es anziehen, nicht die anderen.
ad “die Länge passt nicht”: Hosen kürzen ist an sich einfach, Röcke kürzen ist normalerweise auch einfach und Ärmel ebenfalls (ich nehme jetzt die supercoolen Hosen aus, bei denen Hosenabschlüsse dreimal umgekrempelt und mit Strasssteinchen besetzt sind, die Röcke, die 4-lagig unterfüttert sind und all jene Blusen, bei denen das Interessanteste der innovativ gestaltete Ärmelabschluss ist). Auch einen einfachen Bund (also das, was oben zu lang ist) können Sie meistens gut kürzen. Verlängern kann ein wenig aufwendiger werden (und dazu führen, dass Sie plötzlich einen Rock haben, bei dem unten kesse Spitze hervorblitzt - nur so als Idee, es hat solche Röcke schon in hundsgewöhnlichen Geschäften zu kaufen gegeben (so vor ca. 15 Jahren, wenn ich mich recht erinnere)). Sind Blusen eher Long-Blusen können Sie überlegen, ob Sie sie unten verknoten (ab Mitte 40 kann es Sinn machen, dass Sie dabei Ihren Bauch nicht freilegen) - das schaut vor allem im Sommer ganz nett aus. Sind sie zu kurz, schauen Sie, ob Sie irgendetwas drunter oder drüber anziehen können. Sonst plädiere ich für umtauschen, verkaufen, verschenken oder spenden.
ad “das Teil ist verschnitten”: die Frage, wann Sie da genau drauf gekommen sind, ist ernst gemeint. Ich wette einmal, dass jede von Ihnen ein Oberteil im Schrank hat, das manchmal ein bisschen komisch zwickt (bevorzugt nach regelbedingten 2-wöchigen Fressattacken). Sobald Sie die drei Kilos wieder abgenommen haben, ist alles in bester Ordnung. Manche Oberteile fühlen sich beim Einkaufen dann genau so an. Nachdem Sie die drei Kilos abgenommen haben ändert sich jedoch nichts, da Ihre neueste Beute schlicht und ergreifend verschnitten ist. Sind Sie innerhalb der Umtauschfrist draufgekommen, tauschen Sie es um! Wenn nicht, würde ich Ihnen davon abraten, es zu verkaufen (vor allem ohne explizit auf die möglichen Probleme hinzuweisen - das könnte Ihren Ruf als seriöse Verkäuferin nämlich ruinieren). Verschenken und spenden sind da vermutlich die besten Optionen (es besteht immer die Chance, dass es für jemand anderen nicht verschnitten ist).
ad “vorm eigenen Spiegel…”: auch da ist nicht ganz egal, wann Sie draufkommen. Wenn es geht, tauschen Sie es einfach um. Ansonsten gilt wieder: verkaufen, verschenken oder spenden.
ad “die Farbe passt nicht”: Wenn Ihnen die Farbe nicht steht (manchmal ist das Licht im Geschäft einfach schlecht), dann sind wir wieder bei den fantastischen Vier: umtauschen, verkaufen, verschenken oder spenden. Wenn es nicht zum Rest Ihrer Garderobe passt, fragen Sie sich, ob es so schick ist, dass Sie etwas Passendes dazukaufen wollen (das marschiert dann zwar nicht in Ihre Capsule Collection, könnte aber eines der aufregenden Extras werden). Ansonsten: same procedure as last year. Wenn es nicht zu dem ganz konkreten Kleidungsstück passt, zu dem Sie es tragen wollten, schauen Sie, ob es zum Rest Ihrer Garderobe passt. Dann behalten Sie es. Wenn nicht, tauschen Sie es um (das sollte kein Problem sein - wenn man dringend etwas für ein Outfit braucht, kommt man schnell drauf, wenn es nicht passt).
ad “das Teil verändert sich beim Waschen”: theoretisch wäre das gar nicht so schlimm (wenn es z.B. ein bisschen zu klein ist und dann größer wird, oder ein bisschen zu groß ist und dann kleiner wird). Praktisch ist es meistens die volle Katastrophe (weil es kleiner wird, wenn es schon zu klein ist und größer, wenn es schon zu groß ist). Wenn es kleiner wird, besteht die Chance, dass Sie jemanden in Ihrer Clique haben, der petite tragen kann. Größer werdende Teile werden oft gleichzeitig unförmig. Ich würde es da auch nicht spenden (das ist irgendwie unseriös) sondern es in Ihre Bastelabteilung legen oder - falls der Stoff das hergibt - Putzfetzen draus machen (beide Optionen eignen sich übrigens auch für Ihre weiße Unterwäsche, die Sie bei 80° Grad gemeinsam mit einem roten T-Shirt gewaschen haben).
Sie sehen, auch was sich anfänglich wie eine Katastrophe anfühlt, kann ganz gut ausgehen.
Das heutige Learning ist ganz einfach.
Lernen Sie aus Ihren Fehlern (und seien Sie im Zweifel etwas selbstbewusster!).